Eine Untersuchung der deutschen gemeinnützigen Nachrichtenredaktion CORRECTIV hat ergeben, dass der Spiegel des Grundwassers in ganz Deutschland dramatisch gesunken ist und in fast der Hälfte der 6.700 untersuchten Standorte den niedrigsten Stand seit 1990 erreicht hat.
Die Untersuchung zeigt, dass die Werte in den letzten 32 Jahren stärker gesunken als gestiegen sind. Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf die Zukunft des Landes: Ein Sprecher des Bundesumweltministeriums sagte, man könne sich nicht mehr auf unbegrenzte Wasserressourcen verlassen.
Die am stärksten betroffenen Gebiete befinden sich im Norden des Landes sowie in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Bayern, wobei der Rückgang durch eine Kombination aus Klimawandel, menschlicher Nutzung und industriellem Bedarf verursacht wird. CORRECTIV hat eine interaktive Karte zur Veränderung des Grundwasserspiegels in den verschiedenen Regionen Deutschlands erstellt: Siehe Quelle.
Bislang gab es keine zentralen, öffentlich zugänglichen Informationen darüber, wie sich die Grundwasserstände in Deutschland verändert haben. Professor Claudia Pahl-Wostl, Geographieprofessorin an der Universität Osnabrück, kritisierte die mangelnde Transparenz und sagte, die Behörden müssten Daten sammeln und analysieren, verstehen, warum dies geschieht, und dann Maßnahmen ergreifen.
Auch die Europäische Umweltagentur (EUA) kritisierte den Mangel an Informationen und wies darauf hin, dass gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie alle EU-Mitgliedstaaten die Menge des verfügbaren Grundwassers erfassen müssen. Einem Sprecher der EUA zufolge ist die Wassermenge in der Klimakrise entscheidend“.
Der aktuelle Entwurf der deutschen Nationalen Wasserstrategie, der bis Ende des Jahres verabschiedet werden soll, enthält keine nationale Übersicht über die Grundwasserdaten, was angesichts der Tatsache, dass die Strategie die Wasserversorgung für die nächsten Jahrzehnte sichern soll, überraschend ist.